Fortunabrötchen
Zubereitungszeit: 3 sek
Grad der Verzweiflung: 1 zuckersüßes Matsch-Sternchen
Rechtfertigung:
Heute greifen wir mal ganz tief in die Trickkiste und zaubern ein
ehrwürdiges Traditionsrezept für einen klebrigen Pausensnack hervor, der
(viele werden sagen zu Recht) in den letzten Jahren ein bisschen auf dem Licht
der Öffentlichkeit verschwunden war.
Diese traurigen und klebematschfreien Zeiten sind jedoch spätestens seit dem
diesjährigen lange herbeigesehnten Aufstieg der Fortuna aus Düsseldorf
in die zweite Fußballbundesliga vorbei.
Die Büdchenbesitzer erinnerten sich zu diesem besonderen Anlaß an einen
schmierigen Verkaufsschlager, dessen Name werbewirksam an den Traditionsverein
erinnert.
Diese Tatsache allein ist natürlich kein Grund, das Fortunabrötchen ins
Kochbuch der Verzweiflung aufzunehmen. Vielmehr spricht der sicherlich
frei erfundene und nicht belegbare Entstehungsmythos dieses Rezeptes dafür.
Und eine ersponnene Geschichte reicht natürlich mehr als aus - wenn nicht
das, was sonst?
Mythos:
Die überschaubare Geschichte zur Erfindung des Fortunabrötchens lautet
in etwa wie folgt: Als der Fußballclub aus Düsseldorf damalsTM,
also 1932/33, Deutscher Meister wurde, hatte man es im Vorfeld versäumt,
für ausreichend Brötchenbelag zu sorgen, um die feierwütigen und demnach hungrigen
Fans zufriedenstellend zu versorgen.
Kurzerhand griff man also zum (damals noch) "Negerkuß", den man dann statt
der z.B. Blutwurst zwischen die Brötchenhälften klebte. Ob dies nun ein
gleichwertiger Ersatz ist, soll der geneigte Hobbykoch selbst entscheiden.
Ein Brötchen mit schokoladenüberzogenem Zuckerschaum aufzuwerten spricht
jedoch ganz eindeutig die Sprache der Verzweiflung - daran ist nicht zu rütteln.
Und egal, ob man nun diesem Erklärungsansatz folgt oder ihn ins Reich der
Spinnerei verbannt, Fakt ist, daß an den Büdchen im Großraum Düsseldorf die
beschriebene Spezialität unter dem Namen Fortunabrötchen über den
Verkaufstresen geht.
Zutaten:
- 1 Brötchen
- 1
FortunaNegerkußSchaumdings
Zubereitung:
Die Zubereitung eines Fortunabrötchens in heimischer Küche ist zwar
nicht kompliziert, grenzt jedoch an Frevel, da gewisse Teile diese Tätigkeit
nach alter Väter Sitte eigentlich nur grantigen Büdchenbesitzerinnen mit
osteuropäisch anmutendem Nachnamen vorbehalten ist.
Diesem Ritus folgend kauft man also das aufgeschnittene Brötchen mit
dem innseitig vorbereitend angebrachten aber unversehrten Schaumkuß beim
Fachhändler.
(Der Leser wird uns verzeihen, daß wir in dieser Publikation auf diesen
Produktionsschritt nicht weiter eingehen können, da dies den Aufschrei der
ganzen Branche zur Folge hätte.)
Der eigentliche Herstellungsprozeß liegt eh in der Verarbeitung
des Rohlings zum verzehrfertigen Endprodukt. Dieser besteht darin, die
beiden Brötchenhälften kunstvoll so zusammenzudrücken, daß sich die
Zuckermasse des Schaumkusses gleichmäßig verteilt.
Zu beachten ist jedoch, daß es der kundige Genießer möglicherweise als
Affront ansieht, ein so vorbereitetes Fortunabrötchen servieren zu bekommen.
Ihren hochkarätigen Gästen sollten sie in jedem Fall das
Zusammenklappen selbst überlassen. Der Kenner wird sich weltmännisch zu
helfen wissen und stillschweigend ihren Sachverstand loben.
Unser Tipp:
Der Eingeweihte wählt als begleitendes Getränk zum Fortunabrötchen selbstredend den guten Tropfen vom Altbierfaß. Dieser wird gewitzt nicht wie üblich im Becher präsentiert, sondern im großen (an die Darreichungsform in Fußballstadien erinnernden) Plastikbecher, der sowohl das Hohlmaß dupliziert als auch an die Historie des schmackhaften Gerichtes anknüpft.