Bier
Zubereitungszeit: *fump*
Grad der Verzweiflung: 1 wankendes Kater-Sternchen
Zutaten:
- Flasche Bier (je nach Anzahl der Gänge auch zwei, drei oder besser viele)
Schon in Mönchsklostern im Mittelalter wusste man: Bier ist Flüssignahrung und mindestens so
wertvoll wie ein kleines Steak.
Auch Siegfried Lenz ließ in seinem Roman Die Deutschstunde seine Figur Ulrich
Mackenroth erschöpft in sein "möbliertes Zimmer in Altona" heimkehren, "in dem [...] schon die
acht Flaschen Bier bereitstanden, die ihm einen fünfzehnstündigen Tiefschlaf ermöglichen
sollten" und verweist damit auf das alte und beliebte Hausrezept spießbürgerlicher
Gemütlichkeit.
In Zeiten des convenience food liegt uns aber nichts ferner, als hier auf den nervigen
und unbequemen Prozeß des Bierbrauens hinzuweisen. Wir vertrauen lieber auf den langweiligen
Geschmack moderner Einheitsbiere, gerne auch auf das preiswerte Discountergebräu, das selbst
aus dem Wischmopp gewrungen und in Flaschen gezogen keinen großen Qualitätsverlust vermutbar
machen würde.
Zubereitung:
Reihen Sie die braunen Mehrwegflaschen hintereinander auf einer langen Tafel vor sich auf. Die letzte Flasche, die Sie mit ausgestrecktem Arm erreichen können, sei Ihr Ziel für den heutigen Tag. Öffnen Sie ein Bier nach dem anderen und trinken Sie in großen Schlucken. Zum Öffnen der Kronkorken eignet sich alles, was in Ihrem Umfeld erreichbar ist: Feuerzeug, Tischkante, zusammengerollte Zahlungsaufforderungen - der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
Für Kenner:
Werden Sie beim Trinken wehmütig. Neben Liebeskummer und Geldsorgen eignen sich als Zutaten insbesondere Heimweh, Fernweh oder eine ausgewachsene und gut abgehangene Lebenskrise.
Aber Vorsicht:
Die Zubereitung dieses abendfüllenden Mahles kann nach dem Verzehr Lust auf weitere Nahrungsmittelexperimente
machen. Sofern Sie noch in der Lage sind bedenken Sie, daß Ihre Vorräte eh aufgebraucht und die leckere Biermahlzeit
durch den Erlös des abgegebenen Leergutpfandes der letzten Wochen finanziert wurde.
Nehmen Sie diese Tatsache zum Anlaß, in Ihr Bett zu wanken oder sich einfach in der schmodderigen Auslegeware
im Badezimmer zusammenzurollen.